Juli 12

Antidepressiva

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Ich erhalte in regelmäßigen Abständen E-Mails, in denen ich gefragt werde, ob ich

  1. Jemals Antidepressiva eingenommen habe und
  2. wie ich grundsätzlich zu Antidepressiva stehe.

Um diese Fragen für alle noch einmal zu beantworten, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Artikel zum Thema „Antidepressiva“ zu verfassen.

Ich wurde das erste Mal mit Antidepressiva konfrontiert, als mich meine Hypochondrie zum wiederholten Male zum Neurologen geführt hatte. Dieser untersuchte mich aufgrund vielfältiger Symptome mal wieder auf Multiple Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen.

Nachdem ich wieder Mal eine Vielzahl neurologischer Untersuchungen über mich habe ergehen lassen und Mal wieder nichts festgestellt werden konnte, sagte mit der Chefarzt der Neurologie: „Also, bei Ihnen scheint es mir mehr die „Angst vor der Angst“ zu sein. Wir könnten dem Ganzen mit Hilfe von Medikamenten gegensteuern. Lassen Sie es sich einmal durch den Kopf gehen, machen Sie bei Bedarf erneut einen Termin bei mir und wir finden die für Sie richtigen Antidepressiva.“

Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich immer, dass Antidepressiva nur gegen Depressionen helfe. Ich erfuhr damals zum ersten Mal, dass Antidepressiva auch bei einer Angststörung hilfreich sein konnten.

Antidepressiva – Ja oder nein ?

Mir war relativ schnell klar, dass ich nicht dazu bereit war, Antidepressiva einzunehmen. Es sträubte sich alles in mir und ich war nicht überzeugt, dass mir das in irgendeiner Form helfen konnte. Zudem war ich zu diesem Zeitpunkt immer noch davon überzeugt, ernsthaft krank zu sein.

Also vereinbarte ich keinen Termin. Antidepressiva – das wollte ich einfach nicht! Mit der Zeit ging es mir immer schlechter. Hypochondrie und Panikattacken hatten mich mehr und mehr im Griff. So begann ich vor einigen Jahren eine ambulante Therapie. Als Vorwand vor mir selbst konnte den kreisrunden Haarausfall anführen.

Nach einiger Zeit schlug mir meine Therapeutin ebenfalls vor, es einmal mit Antidepressiva zu versuchen. Diese könnten mir dabei behilflich sein, dass mein Körper sich ein wenig entspannt. Ich würde nämlich aufgrund lang andauernder psychischer und körperlicher Anspannung gar nicht mehr wissen, wie sich Entspannung überhaupt anfühlt. Antidepressiva könnten mich so bei meiner Therapie enorm unterstützen.

Das hörte sich für mich logisch an und so begann ich, mich zum ersten Mal so richtig, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, mich bei meiner Therapie pharmazeutisch unterstützen zu lassen.

Entscheidung gegen Antidepressiva

Ich hatte jedoch ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, dass ein Medikament, in welcher Form auch immer, in mein Gehirn, in meine Gefühlslage eingreifen sollte. Zudem hatte ich Angst, dass ich beim Absetzen des Antidepressivums in ein tiefes Loch fallen würde und alles so wird wie vorher. Außerdem befürchtete ich, dass ich das Weiterführen einer Psychotherapie als nicht mehr notwendig erachte, wenn es mir mit Hilfe der Antidepressiva gut geht.

Ich habe mich schließlich schwer genug damit getan, überhaupt eine Therapie zu beginnen. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich deshalb dagegen. Ich wollte es lieber mit Entspannungstechniken versuchen.

Für mich kam die Einnahme von Antidepressiva nicht in Frage. Die Vorstellung diese Medikamente einzunehmen löste einfach ein Unbehagen in mir aus, welches für andere vielleicht nur schwer nachvollziehbar ist.

Antidepressiva – Mein Fazit

Die eine der beiden Fragen, die mir bezüglich Antidepressiva immer wieder gestellt werden, wurde damit bereits beantwortet.

1. Nein, ich habe nie Antidepressiva eingenommen.

Jetzt könnte man vermuten, dass ich Antidepressiva grundsätzlich ablehne. Dem ist jedoch nicht so!

Ich weiß, dass Antidepressiva durchaus ihre Berechtigung haben und für viele Menschen von großem Nutzen sind. Ich weiß auch, dass man mir deren Einnahme wohl kaum grundlos angeboten hat. Es soll an dieser Stelle nicht der Eindruck entstehen, ich würde eine medikamentöse Therapie generell verteufeln. Tatsächlich können Antidepressiva im Einzelfall wohl sehr hilfreich sein.

Die Beantwortung der zweiten Frage, wie ich zu Antidepressiva stehe, fällt deshalb folgerndermaßen aus.

2. Antidepressiva können hilfreich sein und haben durchaus ihre Berechtigung. Bei manchen Krankheitsbildern, wie schweren Depressionen, sind diese Medikamente wohl unentbehrlich. Ansonsten muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das für ihn das Richtige ist.

Ich warne jedenfalls davor, zu schnell zu urteilen. Diskutiere das Für und Wider von Antidepressiva vorerst ausführlich mit Deinem Arzt oder Therapeuten. Ein generelles Urteil kann an dieser Stelle nicht getroffen werden, da es immer auf den Einzelfall ankommt.


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  1. Ich habe Zeit einen Monat jetzt hypochondrie Ich war da vor 2 Wochen erkältet die erste Woche ging es mir soweit gut. Nur die Erkältung hatte ich die zweite Woche hatte ich Reflux bekommen. Der muss ich mein Essen jedes mal übergeben und dabei habe ich mich ständig im Internet informiert, dass es sein kann hat mich so verrückt gemacht, ich habe alles gehabt, was zum Internet stand, ob das Herzprobleme ist Krebs ist oder was auch immer wurde immer schlimmer kurz vor Silvester habe ich mich selber im Krankenhaus gefahren. Dadurch hohen Puls und Blutdruck hatte im Krankenhaus haben sie nichts festgestellt. EKG war in Ordnung, Blutdruckwerte. Warenanordnung. Eine Woche später bin ich wieder zum Arzt gefahren wieder EKG gemacht, nichts haben sie gefunden. Langzeit-blutdruck habe ich gemacht auch nichts gefunden, ich bin so verzweifelt jeden Tag damit zu kämpfen, ich nehme Antidepressiva, die ersten paar Wochen die ersten zwei Wochen Sachen an mal so haben sie geholfen, jetzt habe ich wieder zwischendurch Angstzustände trotz ich Antidepressiva nehme es geht mir mal gut, dann geht’s mir wieder schlecht bis jetzt wurde ich sagen Antidepressiva wirken nicht bei Hypochondrie. Es ist nervig, jeden Tag Gedanken und seine Krankheit zu haben, kein normales Leben mehr zu führen, ich hatte so ein super geiles Leben Sport gemacht gesund ernährt, jetzt mache ich gar nichts mehr, als hätte ich nur noch zu Hause. Bin seit 5 Wochen krankgeschrieben. Und man ist total verzweifelt. Und keiner versteht das.

    1. Ich verstehe Dich sehr gut, lieber Peter und viele andere Menschen auch, denn Du bist damit nicht allein. Hast Du Dich zum E-Mail-Coaching angemeldet. Kostet nichts und Du bekommst gleich einmal den Ratgeber „Hypochondrie nein danke“. Alles gratis. Schau einmal hier.

      Lieben Gruß.

      Sebastian

      PS: Und sag mal Bescheid, ob Dir das Ebook geholfen hat.

  2. Pingback: Mittel gegen Angst
  3. Hallo,
    ich bin 28 Jahre alt und habe unheimliche Angst vor Krankheiten und vor dem Tod. Ich habe keine Freunde mehr. Meine Familie ist verzweifelt, meine Ehe am Ende. Seit 8 Monaten arbeite ich nicht mehr. Ich war mehrmals im Krankenhaus. Sie können nichts finden. Man hat mir mehrere AD verschrieben. Ich habe aber auch vor den Medikamenten und deren NBW Angst. Deshalb habe ich sie immer wieder abgesetzt. Ich weiss nicht was ich machen soll. Bin wirklich ratlos. Habe auch oft Selbstmordgedanken deswegen. Möchte sehr gerne Leben aber so ist es einfach kein Leben. Habe jetzt ein NL Olanzipin bekommen. Habe aber auch davor Angst. Jeder sagt, dass ich es einnehmen muss sonst werde ich es wohl nicht schaffen. Als mögliche NBW wurde eine starke Gewichtszunahme sowie Diabetes aufgeführt da das Medikament auf die Insulinproduktion eingreift. Da meine Familie bereits Diabetes hat und ich eh vorbelastet bin habe ich nun starke Ängste das ich das auch bekomme.
    Bin wirklich verzweifelt. Bitte ganz dringend um Hilfe.
    Bitte darum meinen Text nicht zu veröffentlichen.
    viele Grüße
    Daniela

  4. Hey Sebastian,
    mir ging es genauso wie dir. Ich stand auch vor der Entscheidung Antidepressiva einzunehmen oder nicht.
    Zuerst war ich auch dagegen, aber als meine Panickattacken dann immer häufiger und schlimmer wurden, habe ich mich doch dazu entschieden, Medikamente zu nehmen. Zuvor habe ich mich natürlch über Nebenwirkungen meines Medikaments informiert und ich wollte 100% sicher gehen, dass eine Abhängigkeit ausgeschlossen ist.
    Nun kann ich sagen, dass es für mich die richtige Enscheidung war. Ich habe mich zu Hause vergraben, weil meine Ängste in allen möglichen Situationen auftraten. Als dann jedoch das Medikament Wirkung zeigte, löste sich die Angst und viele Situationen waren mir zwar immernoch unangenehm aber ich war plötzlich in der Lage mich ihnen zu stellen. Außerdem wurde meine innere Unruhe und meine Nervosität verringert. Dennoch mache ich zusätzlich eine Therapie, da ich natürlich nicht mein lebenlang Tabeletten nehmen möchte und irgendwann ohne Antidepressiva leben möchte.
    Allerdings habe ich tatsächlich Angst vor den Absetzreaktionen, wenn es mal soweit ist. Denn es wäre echt schlimm, wenn dann das Ganze wieder von vorne anfangen würde.
    Liebe Grüße

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