Schreibglück Erfahrungen: Kann jeder Bestsellerautor werden?

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  1. Ich bin gerade dabei, mich bei Verlagen zu bewerben. Das Exposé, also das „Bewerbungsschreiben“ für das Buch hat 3 Seiten Anschreiben, zwei Seiten Expose, eine Seite Vorwort, zwei Seiten Inhaltsverzeichnis und 23 Seiten Probeauszug.
    Eine Freundin, die angestellte Lektorin ist, hat privat das Prüfen auf Grammatik und Rechtschreibung übernommen – das dauerte 4 Stunden. Dann setzten wir uns zusammen und und gingen das Struktuelle und Formale durch. Sie korrigierte Satzbau, Inhaltliches (was ist zwar mir klar, aber einer fremden Leserin nicht), wir stellten viele Absätze in der Reihenfolge um – das waren bei 4 Treffen je 3 Stunden und dann noch 24 Stunden am Telefon. Nach dem 1. Treffen habe ich alle Anregungen eingearbeitet, etliches neugeschrieben. Das hat sie dann noch mal geprüft und wieder was gefunden, wenn auch schon bedeutend weniger. Ich nochmal alles eingepflegt. Sei hat ein drittes, abschließendes Mal alles Seiten durchgelesen und dann nr noch 10 Kleinigkeiten (=wegen Blindheit für den eigenen Text) gefunden – die aber jedem Lektor oder Leser auffallen würden. Ich bin eigentlich eine gute Schreiberin, hatte mir den Text vorher mehrfach durchgelesen und ihn vier Freunden zum Lesen gegeben, die auch schon Verbesserungsvorschläge gemacht hatten. Meine Freundin meinte, ich hätte auch relativ wenig Rechtschreib-, Satzbau- und Grammatikfehler. Da habe sie schon ganz andere Diplomarbeiten, Büchermanuskripte etc. gesehen. Also für 31 Seiten schlappe 26 Stunden.
    Das Buch hat 300 Seiten. Würde ich ihr pro überarbeitete Seite den Mindest stundenlohn zahlen, wären das was zwischen 2.500-3.000 Euro.
    Weißt Du, weshalb ich einen Verlag will statt Selbstverlag? Weil da ein umfassendes Lektorat IMMER MIT DRIN ist! Und das LAYOUT! Und die Cover-, Rückseiten- und Klappentextgestaltung. Das Layout hat ein Kumpel gemacht – der saß 2 volle Tage, ehe er das alles mit Inhaltsverzeichnis, Normseiten, Fußnoten, Absätzen, pipapo hinbekommen hatte, so dass cih es jetzt theoretisch auch bei Book on Demand hochladen könnte, falls ich keinen Verlag fände. Das ist auch bei einem Verlag mit INKLUSIVE. Dann machen die das mit den nötigen Anmeldungen bei x,y,z (was mir auch noch ma viele Stunden kosten würde, um mich dazu zu informieren und alles rechtlich korrekt zu machen) und die Auslieferung. Außerdem macht ein Verlag die Rezensionen und Pressemitteilungen, benachrichtigt Stammkunden, ist auf Messen, hat Kataloge etc. Kurzum – ich finde den Deal mit Verlagen fair.
    Vom Schreiben können geschätzt nur 1-3 % der Autorinnen und Autoren in Dtld. leben, lese ich immer wieder. Also verlege ich lieber beim Verlag, als mir 2.500,- bis 3.500,- Euro privat auszugeben für das Lektorieren, Layouten, etc. Übrigends ist es bei Verlagen so, dass man als Autorin unbegrenzt eigene Buchexemplare für 50% des Ladenpreises erwerben kann. Das werde ich machen. Wenn ich nur 500 Exemplare selber verkaufe, habe ich auch 3.000 Euro Plus gemacht und bekomme noch die üblichen Verkaufsanteile für die anderen Bücher. Vielleicht mache ich das zweite Buch dann woanders. Aber das erste definitiv bei einem Verlag.

  2. Vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme und für die Kritik.
    Als Projektleitung des Selfpublishing-Portals tao.de möchte ich ein paar Worte zu dem 1. Kritikpunkt sagen:
    1. Ja, leider können wir nicht so hohe Provisionen leisten, wie z.B. Amazon Direct Publishing. Das liegt jedoch daran, dass wir nicht selbst drucken und uns die Dienstleistungen und die Dienstleiter, mit denen wir zusammenarbeiten sorgfältig aussuchen. Daher und da wir Teil der J.Kamphausen Mediengruppe (mit über 30 jähriger Verlagserfahrung) sind, können wir aber auch Leistungen anbieten, die andere Portale nicht bieten können (z.B. weltweiter vertrieb, die Verlagsvorschau und Verlagsvertreter). Die Provisionen werden (nach Abzug aller Drittkosten) 50:50 zwischen dem Autor und tao.de aufgeteilt (wir erhalten somit dieselbe Provision), der Rest sind Druckkosten, Kosten für Zwischenhändler und andere Drittkosten.
    2. Uns wird laut Autorenvertrag nur das nicht-exklusive Recht zuteil. Dies ist notwendig, um das Buch vertreiben und vermarkten zu können. Der Autor behält aber weiterhin alle Rechte über das Buch und könnte es sogar (unter anderer ISBN selbstverständlich) zusätzlich woanders veröffentlichen. Der Autor gibt somit nicht sein Recht an uns ab, sondern erteilt uns ebenfalls das Recht zur Vervielfältigung, Vermarktung und zum Vertrieb.
    Ich hoffe, ich konnte bei diesen Bedenken etwas Licht ins Dunkel bringen. Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung: info@tao.de
    Liebe Grüße aus Bielefeld!
    Kirstin Dreimann
    (Projektleitung Selfpublishing in der J.Kamphausen Mediengruppe GmbH)

    1. Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag. Wie erwähnt finde ich 199€ für die Leistungen total in Ordnung. Allein die Formatierung in Kindle kann für Ungeübte schon mal eine Tagesaufgabe werden. Wenn man diese einmalige Zahlung betrachtet, ist das günstig.

      Allerdings würde ich davon abraten, einem Verlag oder Portal laufend die Hälfte des Gewinns zu überlassen. Weltweiter Vertrieb nützt den meisten Autoren doch nichts, zumal die wenigsten Leute in anderen Ländern Deutsch sprechen. Das ist eine Leistung, die kein Mensch braucht. Dafür zu sorgen, dass ein Buch überall verfügbar ist, ist heutzutage keine Kunst mehr.

      Davon abgesehen weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich sehe, dass der Autor bei einem Taschenbuch mit einem Verkaufspreis von 20€, sage und schreibe 19€ bezahlen muss, wenn er sein Buch kaufen will. Mit welchen Kosten oder Leistungen rechtfertigen Sie das denn? Einem Großhändler geben Sie vermutlich bis zu 50% Rabatt, dem Autor nur 5% für sein eigenes Werk. Nachdem ich das nun gesehen habe, muss ich leider sagen: Das ist für mich Abzocke.

      Lieben Gruß.

      Sebastian

      Interessant wäre, ob das nichtexklusive Recht auch wieder zurückgenommen werden kann.

    2. Lieber Sebastian,

      kurz zu den letzten beiden Punkten:
      1) Die Preise kommen dadurch zustande, dass wir nicht selbst drucken (anders als z.B. BoD) und einen Dienstanbieter nutzen. Wir selbst kaufen die Bücher leider zu denselben Preisen, wenn wir sie für Messen o.ä. bestellen.
      2) Die Nicht-Exklusivität ist im abgeschlossenen Vertrag vereinbart und kann daher für eine Veröffentlichung nicht wieder zurückgenommen werden.

      Beste Grüße
      Kirstin Dreimann

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