Dezember 30

Panikattacken Rückfall

Jane hat einen Kommentar geschrieben, der sehr ausführlich ist, so dass dieser einen eigenen Artikel bekommt. Bei ihr sind nach Jahren der Ruhe wieder Panikattacken aufgetreten, die sie sehr verzweifeln lässt. Aber lies selbst.

Hallo Sebastian!

Sehr tolle Seite, gerade für jemanden, der sehr genau weiss um was geht und sich auf solchen Seiten immer sehr verstanden fühlt.

Ich habe nun seit 8 Jahren mit Angst und Panikattacken zu kämpfen. Ich war 2 Mal in Therapie. Anfang 2006 als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war, bin ich auf eigenen Wunsch in eine Tagesklinik gegangen, da die Wartezeiten für einen Therapeuten sehr lang sind und waren und ich so das klassische Beispiel für ein Mensch mit Panikattacken bin.
So wie man es in den Büchern liest. Die erste kam ganz unerwartet in der S-Bahn auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Die Folge davon? Ich fuhr nicht mehr mit der S-Bahn. Darauf häften sie sich in jeder Situation.

Ich blieb also zu Hause. NUR zu hause. Mein Umfgeld hatte NULL Verständnis und sagte mir ständig, ich solle mich zusammenreißen.
Untersuchungen beim Arzt ergaben, dass ich gesund bin. Also nichts organisches. Als ich dann mit meiner Tochter schwanger wurde war mir einfach klar, dass ich JETZT SOFORT Hilfe brauche, denn ich wollte selber in der Lage sein mit ihr mal spazieren zu gehen etc. Also folgte die Tagesklinik.

Diese tat mir gut. Sehr gut aber am meisten tat mir gut, dass ich viele Menschen kennen gelernt habe, denen es genau so ging und wirklich wie durch ein kleines Wunder hatte ich nach der Geburt meiner Tochter knappe 2 Jahre total Ruhe!
Nix mehr. Keine Panik, ich konnte wieder alles machen. War wieder am leben. Dazu muss ich sagen, dass der Therapeut in der Klinik mir riet mich von meinem damaligen Mann zu verabschieden, da dieser offensichtlich eines meiner Probleme wäre…. HAHA! Man ist grade dabei mit dem Menschen, den man liebt eine Familie zu gründen, wer lässt sich da bitte sagen, man solle diese Menschen abschießen??

Nun denn…. 2,5 Jahre später und nach einer wirklich sehr unschönen Beziehung ging es dann wieder von vorne los. Die Panik kam und alles war wieder so, wie es schon einmal gewesen ist.
Es ging nichts mehr! Der Weg in den Kindergarten – NEIN! Vielleicht ab und an mit jemanden zusammen aber nie alleine. Alle Tricks und Hilfeversuche, die ich ja in der Klinik gelernt hatte, zeigten absolut NULL Wirkung. Das hat mich noch mehr in die Krise gestürtzt, denn nun denke ich wirklich, dass ich da nicht mehr raus komme. Das Spiel geht jetzt schon wieder 3 Jahre so. Ich habe eine zweite Tochter bekommen, die nun 3 Monate alt ist. Ich bin nach acht Wochen auf 19 Stunden die Woche wieder mit arbeiten angefangen und habe nun bald ein Schulkind und ein ganz kleines, gehe arbeiten und muss mich meiner Familie gegenüber immer rechtfertigen, warum ich oft so dermaßen geschlaucht bin.

Ja, auch habe ich wieder eine Therapie gemacht, wo mir prinzipiell nichts anderes erzählt wurde, als auch in der Klinik aber ich komme und komme einfach nicht weiter. Damals hat mir die Aussage sehr gut geholfen, dass mir nichts passieren wird. Egal wie oft ich eine Attacke bekomme, es wird mir nichts passieren und das habe ich mir immer und immer wieder gesagt. Es hat geholfen! Jetzt tut es das nicht.

Ich bin damals mit der Angst in einen Dialog gegangen. Frei nach dem Motto: schön, dass du hier bist aber du wirst mich nicht daran hindern zu leben, du darfst gerne kommen aber du wirst mich nicht davon abbringen mein Leben so zu leben, wie ich es gerne möchte. Wie gesagt, es HAT geklappt, jetzt tut´s das nicht.

Mein letzter Therapeut sagte mir, dass ich ein klassischer Fußabdruck bin von jemanden, der Jahre mit einem Menschen zusammengelebt hat, der das Boderline-Syndrom hat. Die Vermutung, dass mein Ex das hatte, liegt nah, denn jegliche seiner Verhaltenszüge lassen im Nachhinein darauf shließen aber nun…. das hilft mir aus meiner Situation auch nicht raus.

Also kein Trost. Außerdem waren in jeder Stunde die ich bei ihm war seine mahnenden Worte: einfach machen! EINFACH MACHEN! Nicht in den Rückzug treten sondern EINFACH MACHEN. Und meine Gedanken im Bezug auf seine Worte waren immer wieder: Du Vogel, wenn ich EINFACH MACHEN könnte, würde ich hier nicht sitzen!

Mein Verstand weiss, dass die einzige Möglichkeit aus der Nummer raus zu kommen ist, dass mir diese blöden Attacken einfach egal werden und ich Dinge tun MUSS, mich der Angst stellen MUSS. Zum Kindergarten gehen MUSS und nicht andere damit beauftrage mein Kind dahin zu bringen. Dass ich nicht ständig irgendwelche Freunde dazu missbrauche mit mir Wege zu verrichten sondern das ich es alleine versuchen MUSS um aus diesem Sog rauszukommen aber ich bekomme es nicht umgesetzt!

Bildlich gesehen komme ich mir vor wie auf einem Laufband. Ich mache und mache und mache und komme nicht weiter.
Ich laufe also auf der Stelle. Bin ich jetzt wirklich schon zu lange in dieser Situiation, so dass nichts mehr hilft?
Ich habe wirklich alle Bücher gelesen, die es im Internet zu kaufen gibt darüber, habe Therpien gemacht, habe mein Leben geändert und stecke immer noch bis zum Hals drin.

Auch die Angst vor Krankheiten war lange mein Begleiter. Das habe ich heute nicht mehr denn oft wünschte ich mir, ich würde denn dann einfach umkippen, dann würde dieses anstrengende Leben ein Ende finden. Traurig, wirklich traurig. Nein, ich bin aktuell NICHT depressiv aber ich denke, dass ein jeder der mit soetwas zu tun hat, versteht, was ich meine.

Ich werde bald 30 Jahre und verbringe schon einen großen Teil meines Lebens unter einem kleinen Horrizont, der grade einmal 2 Dörfer reicht, alles andere meide ich. In die Stadt gehen um zu bummeln? Auf keinen Fall.,…. Ins Ausland meine Familie besuchen, der ich so nahe stehe, ich sie aber nur mit dem Flieger erreichen kann, denn einen Führerschein habe ich auf Grund der Attacken ja schon nicht. Nein, auch diese kann ich nicht besuchen.

Aus lauter Frust stelle ich mich immer mehr in die Opfer-Rolle und finde einfach den Weg daraus nicht.
Nun ist das hier wieder ein Griff zu einem erneuten Strohhalm und dabei weiss ich doch, dass nur ich mir selber helfen kann….. nur wie? Wie denn bloß?


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  1. Hallo Jane ich kann das was du schreibst sehr gut nachempfinden mir geht es gerade genauso wie dir ich leide auch seid 8 Jahren an Panikattacken.Habe Therapien gemacht bin auch noch in therapeutischer Behandlung die ich aber leider nicht wahrnehmen kann weil ich nirgends mehr hingehe ausser vor der haustür und kurz zu nachbarn alles andere klappt nicht mehr.in die stadt geht garnicht mehr und alles ander leider auch nicht.solche sprüche wie einfach machen kenn ich nur zu gut.zwei jahre klappte alles wieder super und nun geht nichts mehr.bin auch ziemlich verzweifelt und weiss nicht weiter.

  2. Hey Jane,
    Dein Bericht ist ja schon etwas länger her,würde mich interessieren wie es Dir Aktuell geht?Ich selbst leide seid sechs Jahren an Angst und Panikattacken.Und jetzt denk ich ich schaff das nie mehr da raus das wars jetzt für mich.Sechs Jahre sind ja auch schon eine sehr lange Zeit.Steh bei mehreren Therapeuten auf der Warteliste.Da wird es Herbst bis da was frei wird.Ende Juli habe ich einen Termin bei einem Neurologen der auch Psychiater ist.Denn ich denk das ich auch eine kleine Depression entwickelt habe.
    Alles was ich ohne Angst kann ist Einkaufen,Friseur,Arztbesuche oder auch mal auf ein nicht so großes Fest gehen.Aber auch das mußte ich mir mühsam zurückerkämpfen.Aber mal mit meinen Töchtern in die Stadt bummeln gehn,Kino oder ein Konzert besuchen ist nicht drinn.Und das macht mich doch sehr traurig wenn ich dran denk das ich das wohl nie mehr kann.Alles was weiter weg ist und es nicht möglich ist schnell daheim zu sein meide ich.Ich weiß daß das ein Fehler ist.Und ich weiß auch was man tun muß,doch kann ich es nicht umsetzten. Momentan fehlt mir der Mut und die Kraft dazu.Vielleicht hat ja hier jemand eine Tipp wie ich die Zeit bis zum Termin beim Neurologen am besten übersteh?
    Ich wünsche allen die darunter leiden viel Kraft.Mut und Geduld

  3. Hallo Jane!

    Wenn ich deine Geschichte lese, dann denke ich mir, „oh es gibt auch Menschen denen geht es schlechter, warum also stellst du (also ich) dich so an???“
    Ich meide zwar auch oft unnötiges wenn es mir schlecht geht, aber kann ich doch noch alleine raus, zum Einkaufen etc. bloß wenn es mir dann mal schlecht geht, dann ist es schon ganz oft vorgekommen, das ich Dinge abgesagt habe wo ich mich eigentlich drauf gefreut habe, weil ich Angst hatte 🙁 Elternabende sind ganz schrecklich, denn ich sehe die ganzen selbstbewußten Mütter und fühle mich als kleine graue Maus dazwischen.
    Ich bin 36 und habe den Mist seit 2001 November. Ich habe 2 Kinder 14 und 11 jahre 2Jungs. Und ich muß echt so aufpassen, das der kleine nicht so wird wie ich, denn ich kann ja die Angst nicht immer verstecken. Konflikten gehe ich so gut es geht aus dem Weg, gibt es ein Problem, dann schreibe ich lieber einen Brief als mit der Person persönlich zu reden…..und das alles „anerzogen“ in meiner Kindheit :“(
    Beispiel Sohn: Er schläft am WE bei einem Freund, jetzt fragte der ob noch jemand da schlafen kann…..mein Sohn meinte ist okay obwohl er mit dem 2. Jungen nicht so gut klar kommt…..ich sage ihm das wir ihn aber nicht abholen könnten und das es ja schon nett war von dem Kumpel wo er schläft ihn zu fragen ob das für ihn okay ist…..wir sind zuhause und mein Sohn ruft gleich den Kumpel an und sagt es ihm so wie es wirklich ist und alles ist gut. Wäre ich in der Situation gewesen, wäre ich wohl „krank“ geworden, oder hätte mich die ganze Nacht gequält.

    Erst gestern war ich mit meiner besten im Kino. Als wir danach am Bahnhof waren, bekam ich heftige Brustschmerzen…..wir gingen die Treppe hoch und ich hatte wahnsinniges Herzrasen, noch nach 6-7 Minuten 138 Puls, schön reingesteigert in meine Herzphobie, ich dachte ich sterbe, tja heute sitze ich hier und schreibe darüber.
    Ich habe gestern einen Bericht gelesen von einem Mann der 3 tage stechende Schmerzen hatte im Brustkorb und als er am 3. Tag ohne schmerzen im KH aufwachte kam noch eine Blutentnahme und er wurde sofort operiert…..Herzinfarkt, obwohl die Schmerzen weg waren, hmmm danke Unterbewußtsein das habe ich mal wieder gebraucht 🙁 mein letztes EKG hatte ich Silvester späten nachmittag in der Notfallambulanz

    Ach ja ich war 7 Wochen in einer psychosomatischen Klinik, danach ging es mir auch super gut und jetzt geht es grade wieder gefühlt bergab, der Gedanke an die Erfolge bleibt aus, ich sehe nur was jetzt alles schlimm ist und das ich wieder verloren habe!

    Alles gute

    Sandra

  4. Hallo Jane,

    ich verstehe sehr gut, dass Dich dieser Rückfall der Panikattacken sehr mitnimmt. Offensichtlich hast Du schon einmal Deinen Weg daraus gefunden. Versuche noch einmal, das umzusetzen, was Dir damals geholfen hat.
    Versuche außerdem, herauszufinden, was geschehen ist, dass Deine Ängste, die sehr nach Agoraphobie klingen, wieder aufgetreten sind.

    Ich nehme an, Du machst momentan eine Verhaltenstherapie? Diese sollte Dich dabei unterstützen, Deinen Bewegungsradius nach und nach wieder zu vergrößern. Eine Panikattacke ist nicht gefährlich, wie Du selbst weiß. Was genau macht Dir solche Angst? Spiele einmal Deine schlimmstmöglichen Befürchtungen in Gedanken durch. Einmal in Worte gefasst, wirkt das oftmals gar nicht mehr so schlimm.

    Du willst so nicht leben und hasst Dich vielleicht selbst dafür. Das ist nicht gut und Du solltest lernen, Dich erst einmal mit Deiner Angst zu akzeptieren und zu lieben. Dann ist der Weg frei, um sie hinter Dir zu lassen.

    Letztlich bleibt Dir tatsächlich kaum etwas anderes übrig, als Dich Deinen Ängsten zu stellen. Einfach ist es sicher nicht, aber möglich! Je nach Deiner Persönlichkeit, fange mit kleinen Schritten an. Ich für mich, würde mich sogar einer großen Angst stellen. Ich würde es wissen wollen, ich kann da sehr trotzig sein, aber das ist eben auch eine Typfrage.

    Du wirst Panikattacken bekommen, wenn Du Dich in diese Situationen begibst. Ganz wichtig ist, wie Du im Nachhinein damit umgehst. Sich dafür zu tadeln oder zu bestrafen ist der falsche Weg. Sei verständnisvoll zu Dir selbst, so wie Du es auch gegenüber Deinen Kindern sein würdest und sieh das Positive. Trotz Angst und Panikattacken, hast Du es geschafft, Dein Kind selbst zum Kindergarten zu bringen. Du hast es überlebt! Das halte ich für wichtig! Überprüfe also Deinen Denkweise und den Umgang mit Dir selbst.

    Und ja, eine Angststörung manifestiert sich mit der Zeit, so dass es ein wenig länger dauern kann, um diese zu überwinden. Aber die meisten Menschen holen sich nicht sofort Hilfe. Ich sehe keinen Grund, dass Du diese nicht besiegen kannst!

    Die meisten Ratgeber und Therapeuten sind gut. Allerdings muss man die Ratschläge selbst umsetzen. Die Schritte musst Du ganz allein gehen, das kann Dir niemand abnehmen.

    Meinen eigenen Weg beschreibe ich in meinem Buch „Exfreundin Angst“. Hier findest Du sicherlich auch für Dich wichtige Erkenntnisse. Vielleicht ist das einmal etwas anderes, als ein klassischer Ratgeber.

    Vielleicht konnte ich Dir aber schon mit diesen Worten ein wenig weiter helfen. Leicht wird es nicht, aber es lohnt sich! Das solltest Du Dir immer wieder vor Augen halten.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg im neuen Jahr findest!

    Viele Grüße.

    Sebastian

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