Immer mehr Menschen erkranken an Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen, wie neueste Studienergebnisse zeigen.
Die TU Dresden hat die Häufigkeit psychischer Krankheiten in Europa untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass 38 % der europäischen Bevölkerung binnen eines Jahres! an einer psychsischen Störung leiden. Und das sind nur die klinisch bedeutsamen. Die Angststörungen belegen mit 14 % übrigens Platz 1 im Ranking.
In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass etwa 165 Millionen Menschen allein in der EU mit psychischen Störungen zu tun haben, davon 60 Millionen mit Angststörungen. Auf Deutschland bezogen wären das 31 Millionen Betroffene bzw. 11 Millionen, die an einer Angststörung leiden.
Das Bemerkenswerte an dieser Studie sind nicht die Zahlen an sich. Bislang habe ich von Ergebnissen berichtet, die besagen, dass etwa 50 % aller Menschen im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung erkranken. Aber binnen eines Jahres! Das ist der absolute Hammer. Angesichts dieser neuen Studienergebnisse wird der Prozentsatz von 50 % wohl kaum aufrechterhalten werden können.
So viele Menschen laufen dort draußen herum, denen es psychisch schlecht geht und kaum jemand spricht darüber.
Die medizinische Versorgung ist im Übrigen mangelhaft. Nur ein Drittel aller Betroffenen erhält eine Therapie, die noch dazu in vielen Fällen nicht einmal den minimalen Anforderungen an eine ordentliche Therapie entspricht.
Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm. Als große Probleme identifiziert die TU Dresden unter anderem,
- die Unwissenheit innerhalb der Bevölkerung, was psychische Krankheiten angeht
- die Tendenz, psychische Erkrankungen zu stigmatisieren
Man muss also entsprechende Aufklärungsarbeit leisten, die medizinische Versorgung verbessern und mehr Geld in die Forschung investieren, um dieses gigantischen Problems Herr zu werden.
Die Studienergebnisse kannst Du Dir hier übrigens im Detail ansehen.
Immer mehr Männer betroffen
Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Auffallend ist auch, dass immer mehr Männer von psychischen Krankheiten betroffen sind. Zwar werden immer noch deutlich mehr Frauen therapiert, die Schere zwischen Männern und Frauen schließt sich jedoch langsam.
Bei dieser Untersuchung wurden nur die behandelten Fälle betrachtet. Ich vermute, dass der Anteil der Männer, die an psychischen Störungen erkrankt sind in Wirklichkeit deutlich höher ist. Es liegt in der Natur des männlichen Geschlechts, dass man sich ungerne eingesteht, Hilfe zu benötigen.
Dass immer mehr Männer therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, kann somit auch positiv gewertet werden.
Die Entwicklung insgesamt ist jedoch in jedem Fall besorgniserregend. Zwischen 2002 und 2009 gab es einer Anstieg der ambulanten Behandlungsfälle um jährlich! 4,8 %. Die Zahl der Therapeuten nahm hingegen nur um 0,6 % zu. Kein Wunder also, dass die Wartezeiten immer länger werden, bis man einen Therapieplatz bekommt.
Mehr zu dieser Studie: Hier.
Fazit
Wie auch immer man die Ergebnisse der jeweiligen Studien dreht und wendet. Eines ist klar:
Psychische Krankheiten sind deutlich auf dem Vormarsch!
Diese Entwicklung ist besorgniserregend und beruhigend zugleich. Beruhigend deshalb, da man genau weiß, dass man mit seiner psychischen Störung bei weitem nicht allein dasteht.
Wenn auch Du unter einer psychischen Erkrankung leidest: Sichere Dir das Angststörung-Info-Paket! Hier erhältst Du kostenlos hilfreiche Informationen zur Angststörung und anderen psychischen Krankheiten. Einfach oben recht Deine E-Mail-Adresse eintragen und schon ist der erste Teil auf dem Weg zu Dir.
Nachtrag: Laut Chefärztin Petra Bösser ist die steigende Anzahl psychisch Kranker zu einem Großteil auf steigende Belastungen am Arbeitsplatz, Leistungsdruck etc. zurück zu führen. Das weite Feld „Beruf und Karriere“ hat also ihrer Meinung nach viel mit der steigenden Problematik zu tun.
Guten Abend
Schon erschreckend
Was mich am meisten ärgert, ist die nichtvorhandene Akzeptanz und das belächeln, gesunder Mitmenschen
Viele liebe Grüße
Carmen
Leider trifft man auch auf solche Menschen immer mal wieder…Aber Du siehst, dass es viele gibt, die Dich verstehen können.
[…] leiden, wird daher deutlich höher sein. Das belegt auch ein etwas ältere Studie, über die ich hier schon einmal berichtet habe. Danach leiden sogar 14 % aller Europäer binnen eines Jahres an einer […]
Lieber Sebastian,
danke für Ihr mail. Es ist erschreckend, wieviel Menschen eine psychische Störung
bekommen. Aber ich habe das schon länger geglaubt, denn alle Freundinnen, die ich
wegen meiner Angststörung und Depression angesprochen habe, sagten.sie hätten
das auch schon einmal durchgemacht. Ich habe auch vor vielen vielen Jahren schon
einmal eine Depression gehabt, weil mir – wie Ihnen auch – plötzlich die Haare
ausgingen. Der Arzt, den ich damals deswegen ansprach, reagierte ungehalten.
Dann ging ich zu einem anderen Arzt in Hamburg, der verständnisvoll war und mir
einige Vitaminspritzen gab. Das half nach einiger Zeit, das wichtigste für mich war
aber, dass der neue Mediziner mit mir redete und Verständnis für meine Panik hatte
Auch jetzt mache ich wieder die Erfahrung, dass ein Arzt ohne Verständnis nicht
helfen kann, deswegen bin ich zu meinem alten Hausarzt zurückgegangen, weil ich
mit ihm am besten reden kann Es muss nicht auf jeden Fall ein Psychiater oder
Psychologe sein.
Herzl Gruss Heidi.
Hallo Heidi,
danke für Deinen Kommentar. Natürlich muss es nicht zwingend ein Psychologe sein. Man fährt meist damit am besten, womit man sich gut fühlt. Und zu manchen Ärzten: Zum Glück sind wir nicht an einen Arzt gebunden, sondern haben die Wahl. 😉
Viele Grüße.
Sebastian