Juli 7

Existenzängste was tun? Existenzangst überwinden

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Existenzangst haben hierzulande auffällig viele Menschen, obwohl man in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch bei einem finanziellen Bankrott nie ohne Dach über dem Kopf, Kleidung, Essen, Strom und fließendem Wasser dasteht. Somit ist es eigentlich paradox, dass diese Angst hier so verbreitet ist.

Du wirst in diesem Beitrag sehen, dass Deine Existenzängste übertrieben sind. Du bekommst mit diesem Artikel Tipps, wie Du Geldsorgen und Existenzangst überwinden kannst.

Existenzangst und die Angststörung

Meiner Erfahrung nach sind es immer mehrere Faktoren, die das Auftreten einer Angststörung begünstigen. Einer dieser möglichen Faktoren können Existenzängste sein. Auffällig ist zumindest, dass ein relativ hoher Prozentsatz der Betroffenen an Geldsorgen leidet.

Es kann einem schon die eine oder andere schlaflose Nacht bescheren, wenn man nicht weiß, wie man nächsten Monat die Miete bezahlen soll. Und was, wenn die Waschmaschine oder das Auto mal kaputt geht? Wie soll man das alles bezahlen?

Diese Sorgen sind verständlich. Und so kann es sein, dass diese Sorgen derart überhand nehmen, dass man ständig angespannt ist, immer grübelt und sogar Panikattacken bekommt. In diesem Fall besteht in den Geldsorgen also eine mögliche (Mit-)Ursache für das Auftreten einer Angststörung.

Auf der anderen Seite sind die Sorgen oft übertrieben. Unbegründete Geldsorgen können auf eine generalisierte Angststörung als Ursache für diese Art der Existenzängste hinweisen. Die generalisierte Angststörung ist vor allem durch ständiges Grübeln und unnötige Sorgen um die eigene Gesundheit, seine Familie und eben auch unbegründete Geldsorgen gekennzeichnet.

In diesem Fall sind die Existenzängste nicht das Problem, sondern lediglich Ausdruck dieser Form der Angststörung. Dann geht es darum, die generalisierte Angststörung zu behandeln.

Existenzangst-Symptome

Die Symptome von Existenzängsten bestehen zunächst einmal hauptsächlich in ständigem Grübeln und Sorgen bezogen auf die finanzielle Situation. Das bringt Stress und Anspannung mit, was weitere Symptome nach sich ziehen kann, wie…

  • Rücken- und Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressionen
  • Panikattacken
  • innere Unruhe
  • Angst-Symptome, wie Schwitzen, Atemnot, Zittern und Herzrasen

Die Existenzangst-Symptome können also durchaus vielfältig sein. Letztlich spricht es vor allem für Existenzängste, wenn sich Deine Gedanken immer wieder um Geldsorgen drehen.

Unverschuldete Geldnöte

Wenn man unverschuldet in finanzielle Not gerät, dann neigt man dazu, das Leben zu verfluchen. Das ist nicht fair! Geldsorgen machen mich krank! Man fühlt sich vom Leben oder anderen Menschen unfair behandelt. Fälle für unverschuldete Geldnöte sind beispielsweise:

  • Man ist selbständig und der wichtigste Kunde kann nicht zahlen.
  • Der Partner verlässt einen oder stirbt und man steht plötzlich alleinerziehend mit den Kindern da.
  • Der Betrieb schließt und man gerät unverschuldet in die Arbeitslosigkeit.
  • Man wird krank und kann nicht mehr arbeiten.
  • Man hat sich verspekuliert.
  • Man wurde betrogen.

Es gibt viele Situationen, die einen in finanzielle Schieflage geraten lassen können. Man hat sich die Situation nicht ausgesucht. Ja, man kann nicht einmal etwas dafür. Man fühlt sich als Spielball des Lebens und glaubt, keine Kontrolle mehr über das eigene Leben zu haben.

Dabei ist es wichtig, diese Kontrolle wiederzuerlangen, indem Du Dir vergegenwärtigst, dass Du vielleicht nichts dafür kannst und das sicher nicht fair ist – doch Du selbst in der Lage bist, die Situation zu verändern. Wie Dir das gelingen kann, besprechen wir im Abschnitt „Existenzängste was tun?“

Alles halb so schlimm

Existenzängste sind IMMER übertrieben. Bei dem Begriff „Existenzangst“ geht es um Geldsorgen, obwohl man dem Namen nach den Eindruck gewinnen könnte, dass Menschen die Existenzängste haben, Angst davor haben, nicht mehr zu existieren. Das zeigt, dass unsere Gesellschaft derart von dem Gedanken dominiert wird, dass Geld und Wohlstand alles ist. Das geht eben soweit, dass man seine ganze Existenz in Frage stellt, wenn man in Geldnöte gerät.

Geldnöte sind uns unangenehm gegenüber unseren Mitmenschen. Das ist erst einmal verständlich. Doch tatsächlich muss sich niemand dafür schämen, wenn er weniger hat, als andere. Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, welche Menschen wirklich zu einem stehen: Freunde, Bekannte, aber auch die eigene Familie.

Menschen, die sich in dieser Notlage von einem abwenden, braucht man im Leben nicht. Du solltest dankbar für diese Erkenntnis sein, auch wenn sie erst einmal sehr schmerzhaft ist.

Existenzängste sind übertrieben, weil Du weiter existieren wirst. Und um noch einmal zur Waschmaschine zurückzukommen – wenn man sich erst einmal keine neue leisten kann, so muss man die Wäsche schlimmstenfalls vorübergehend mit der Hand waschen. Es handelt sich dabei nur um Luxusartikel, die bequem sind und an die wir uns gewöhnt haben. Dein Glück hängt davon nicht ab.

Und wenn man die Miete nicht mehr bezahlen kann, muss man schlimmstenfalls in eine günstigere Bleibe umziehen. Das ist traurig, aber auch das lässt sich verkraften. Und wenn man Sozialhilfe in Anspruch nehmen muss, dann ist das nicht schön. Wer steht schon gerne als Bittsteller da?!

Doch mache Dir klar, dass unsere Gesellschaft glücklicherweise darauf ausgerichtet ist, um Menschen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht so gut geht, in einer Notlage zu helfen. Das nennt man „Solidarität“. Und nun stehst Du einmal auf der Seite der Nehmer. Das ist in Ordnung und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.

Und letztlich bedeutet das auch nicht, dass sich die finanzielle Situation nicht wieder besser kann und Du wieder die Seiten wechselst. Dazu aber gleich noch mehr.

Existenzangst selbständig

Viele Selbständige werden früher oder später mit Existenzängsten konfrontiert. Es gibt Situationen, in denen ein Unternehmen in finanzielle Schieflage gerät. Forderungen fallen aus, Aufträge kommen nicht rein, die wirtschaftliche Gesamtlage ist schlecht oder die Branche kränkelt. Das ist den meisten Selbständigen schon einmal so ergangen.

Auch der Start in die Selbständigkeit kann schleppend sein. Es ist gar nicht so einfach, mit der Ungewissheit zu leben, ob nächsten Monat genug Geld in die Kasse kommt, um die laufenden Rechnungen zu bezahlen. Das muss man erst einmal lernen.

Es kann hilfreich sein, einen Plan B in der Tasche zu haben, z.B. (vorübergehend) in ein Angestelltenverhältnis zu gehen (zumindest nebenbei in Teilzeit). So habe ich nach meiner Kündigung als Angestellter in der Steuerberatung zunächst eine weniger anspruchsvolle Teilzeitbeschäftigung in einem Callcenter angenommen und die Selbstständigkeit nebenbei aufgebaut. Es gab mir eine gewisse Sicherheit, damit zumindest meine laufenden Kosten decken zu können.

In jedem Fall ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Wenn es nicht (mehr) so läuft, wie man sich das wünscht, muss man verschiedene Dinge ausprobieren, um die Situation zu verbessern. Was kann man anders machen? Wo hapert es?

Bewahre einen kühlen Kopf, auch wenn das schwer fällt. Ansonsten trifft man schlechte Entscheidungen. Um sich nicht zu verzetteln, ist es ratsam, Prioritäten zu setzen. Was ist wirklich wichtig?

Natürlich muss man manchmal Feuerwehr spielen, um kurzfristige Verbindlichkeiten bedienen zu können. Du solltest als Selbständiger jedoch auch immer daran arbeiten, Dein Unternehmen langfristig auf Kurs zu bringen.

In Deutschland ist Scheitern immer noch ein Makel. Dabei ist es keine Schande, mal zu scheitern. Das ist bereits den erfolgreichsten Unternehmern passiert. Oftmals war das notwendig, um anschließend so richtig erfolgreich zu sein. Man muss verschiedene Dinge ausprobieren. Dabei klappt nicht immer alles. Das ist ganz normal.

  • Bleibe flexibel.
  • Probiere verschiedene Dinge aus.
  • Ein Plan B kann Dir den Druck nehmen.
  • Setze Prioritäten.
  • Arbeite trotz Geldproblemen immer auch ein wenig am langfristigen Erfolg.
  • Mache Dir klar: Scheitern gehört manchmal dazu und ist keine Schande.

Wenn Dir ständige Existenzängste zu schaffen machen, weil man als Selbständiger immer mit Unwägbarkeiten zu tun hat (selbst wenn es gerade ganz gut läuft), dann solltest Du Dir die Frage stellen, ob eine Selbständigkeit das Richtige für Dich ist. Manchmal ist dann doch ein Angestelltenverhältnis die bessere Wahl.

Existenzängste was tun?

Wie kannst Du Existenzangst überwinden? Folgende Tipps zeigen Dir, wie Du mit Existenzangst umgehen solltest.

Mehr als Geldsorgen?

Machst Du Dir ständig unbegründete Sorgen? Um die finanzielle Situation? Um Deine Gesundheit? Deine Familie? Um alles? Dann leidest Du möglicherweise an einer generalisierten Angststörung. Existenzängste sind dann nicht das (alleinige) Problem.

Die Situation annehmen

Vielleicht bist Du gerade erst in die Situation „gerutscht“. Finanzielle Probleme in Deinem eigenen Unternehmen? Arbeitslosigkeit? Plötzlich alleinerziehend? Verspekuliert?

Vielleicht befindest Du Dich aber auch schon länger in dieser Situation, haderst aber auch Jahre später noch damit?

Dann ist es wichtig, erst einmal durchzuatmen und die Situation anzunehmen. Sie gefällt Dir vielleicht nicht und Du kannst auch nichts dafür. Doch es ist jetzt erst einmal so wie es ist. Erkenne das an.

Dir selbst vertrauen

Du hast bestimmt schon Situationen in Deinem Leben gemeistert, die zunächst aussichtslos erschienen.

Auch wenn Du nichts dafür kannst, liegt es in Deiner Macht, die Situation zu verändern. Du bist nicht allein abhängig von äußeren Faktoren, sondern kannst Dich aus dem eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. So holst Du Dir auch gedanklich die Macht über Dein Leben zurück.

Vertraue Dir selbst. Du bist in der Lage, die Situation zu verändern und zwar auch dann, wenn Du sie nicht verschuldet hast.

Was kann schlimmstenfalls passieren?

Keine Kohle mehr oder sogar große Schuldenberge? Das ist sicher nicht schön, aber ist das wirklich so schlimm, wie Du es darstellst?

Was kann schlimmstenfalls passieren? Bitte schreibe einmal auf, was Deine ganz konkreten Befürchtungen sind.

Hierzulande hast Du immer ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett, Strom, Wasser, Nahrung, Zugang zum Gesundheitssystem. Sei dankbar für die kleinen Dinge. Da gibt es sicher so einiges.

Und ganz sicher existierst Du weiter. Geld ist nicht unwichtig, doch Dein Glück hängt davon nicht ab. 

Achte auf Dein Vokabular

Die meisten Menschen mit großen Ängsten neigen zu Katastrophendenken. „Das ist eine Katastrophe! Das ist unlösbar! Ich bin am Ende“! Gedanken wie diese bauschen Probleme unnötig auf und lähmen.

Darum solltest Du auf Dein Vokabular achten. Anstatt von Katastrophen zu sprechen, könntest Du von einer unerfreulichen (aber lösbaren) Situation sprechen. Oder versuche es einmal mit einem „Kataströphchen“. Auch wenn das ein wenig gestelzt klingen mag, hilft Dir das lösungsorientiert zu denken, anstatt nur das Problem zu sehen.

Entwickle einen Plan und setze diesen Schritt für Schritt um

Wie hoch ist Dein Schuldenberg? Welche monatlichen Kosten hast Du? Wie viel Geld kommt rein?

Welche Kosten sind unnötig oder könnten reduziert werden? Auf welche Weise könntest Du die Einnahmen erhöhen?

Entwickle einen möglichst konkreten Plan. Schreibe alle Maßnahmen genau auf. Setze dabei Prioritäten. Was ist zuerst zu tun, was als nächstes usw.?

Manchmal erscheinen die Probleme derart groß, dass die einzelnen Schritte zu klein erscheinen, um die Geldnöte zu beseitigen. Lasse Dich davon nicht aus dem Konzept bringen, sondern setze einen Schritt nach dem anderen um. Kleine Schritte führen nach und nach zu großen Veränderungen.

Existenzangst überwinden: Fazit

Existenzängste sind immer übertrieben. Auch wenn Du eine Milliarde Euro Schulden hättest, hörst Du nicht auf zu existieren. Das Notwendige, um ein gutes Leben zu führen, hast Du immer.

Auch wenn Dir äußere Umstände die gegenwärtige Situation eingebrockt haben: Mit diesen Tipps kannst Du die Situation zu Deinen Gunsten verändern und schlussendlich auch die Existenzangst überwinden.

Hast Du noch Fragen dazu? Dann nutze die Kommentarfunktion. Ich antworte auf jeden Fall.

Abschließend noch zwei interessante Links zum Weiterlesen:

Beste Grüße.

Sebastian


Tags

Angststörung, Existenzangst


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  1. Sehr guter Beitrag, ich durchlebe gerade solche Ängste und richtige Panikschübe, obwohl ich viel Geld auf der Bank habe. Ich wurde richtig abgezockt und betrogen und der verursachte Schaden kann mich noch sehr viel mehr Geld kosten und somit auch meine Existenz. Dabei sagt mein Gehirn mir ich werde alles verlieren und finanziell ruiniert, obwohl es eigentlich wissen müsste das ich noch genügend finanzielle Mittel habe und das nicht so schnell passieren kann. Trotzdem habe ich riesen Sorgen das ich das alles nicht stemmen kann. Das ist teilweise so schlimm, das ich mich schon mehrmals fast ins Krankenhaus einliefern lassen wollte. Ich habe Gegenmaßnahmen getroffen, alles was ich konnte, damit mir nicht noch mehr geschadet werden kann, trotzdem geht das schreckliche Gefühl nicht weg und rotiert ununterbrochen ob ich nicht irgendwas vergessen habe oder was ich noch machen kann. Es schlägt immer ein wie ein Stromschlag und äußert sich durch dauerhaften Druck und Panik. Schlafen, Essen, nichts geht, maximal 1 Toast am Tag versuche ich mir runterzuzwingen. Wenn ich mal ne Stunde geschlafen habe renne ich auf Klo, durchfall und würgen, sodass ich teilweise sogar Angst habe ein Auge zuzumachen. Aber eventuell konnte der Beitrag mir etwas helfen, ich weiß das zwar eigentlich alles, aber mein Gehirn will das irgendwie nicht verstehen obwohl ich immer dran denke das ich nicht mehr so schnell ruiniert werden kann. Trotzdem hat mich der Beitrag etwas aufgebaut, mein Gehirn muss das einfach nur verstehen und dafür suche ich eine Lösung und bin dabei auf diesen Beitrag gestoßen. Man kann alles schaffen, mehrmals habe ich unverschuldet alles verloren und hatte nichtmal mehr Strom, immer wieder habe ich mich hochgekämpft und wurde jedes Mal erfolgreicher. Nur scheint sich durch diese Vorfälle eine starke Angststörung entwickelt zu haben, da ich nie wieder dahin zurück will wo ich gewesen bin, obwohl ich dort viel glücklicher war. Ich hatte nichts, kein Strom, kaum Geld für Essen, aber ich war trotzdem glücklich und zufrieden auch wenn ich mir nichts leisten konnte und jeden Cent 5x umdrehen musste. Dieses Gefühl in der Art und Weise habe ich seitdem ich alles erreicht habe im Leben nicht mehr, denn viele Dinge im Leben lassen sich nicht mit Geld aufwerten.

  2. Bin seit ein paar Jahren schwer krank, daher arbeitsunfähig und Frührentner. Das Geld reicht mittlerweile keinen Monat für alle Ausgaben. Grösste Angst mein kleines Häuschen zu verlieren. Das brauche ich, da ich bereits lang vor meiner Erkrankung bereits Hunde habe. Sie sind meine einzige Familie. Rest durch versterben verloren. Ohne Haus kann man mit Hunden nirgendwo unterkommen. Monatliche Kosten so gut es geht bereits reduziert. Geht mir nicht um Luxus, sondern um ein sicheres Zuhause für meine Hundefamilie und mich. Und der abtrag ist bei weitem geringer, als vorher jede Miete war. Also was ist da für ein Plan B für mich möglich???

    1. Hallo Sam,

      ich kann Deine Sorgen gut verstehen. Ich habe ja nicht alle Informationen vorliegen, um Dir einen Rat geben zu können. Deine Hausbank kann Dir aber sicher helfen und Dich diesbezüglich beraten. Hast Du da schon mit jemandem gesprochen?

  3. Sehr witzig, wenn ich gerade mit meiner Tochter zuhause Sitze und meine gefriertruhe kaputt gegangen ist, wo meine Lebensmittel für den gesamten Monat drin sind. Mein Geld ist auf, es ist der 4. Und was sollen wir jetzt essen? Das sind . existensängste und nein ich habe niemanden der uns hilft

    1. Das ist echt ne blöde Situation! Bevor Du Ihr aber wirklich nichts mehr zu essen habt, solltest Du zum Amt gehen und Deine Situation erklären.

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