Januar 17

Wie finde ich einen guten Psychotherapeuten?

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Wie finde ich einen guten Psychotherapeuten?

Einen Therapeuten zu finden, gestaltet sich manchmal gar nicht so einfach. Lange Wartezeiten sind eher die Regel als die Ausnahme. Einen GUTEN Therapeuten zu finden, erscheint manchmal schier als ein auswegloses Unterfangen. Dabei hängt eine Psychotherapie zu nicht unerheblichen Teilen von der Person des Psychotherapeuten ab.

Doch wie finde ich einen guten Psychotherapeuten, bevor ich ihn oder sie kenne? Und wenn ich dort in Behandlung bin, woher weiß ich, ob er/sie gut ist oder nicht? Mit diesen Fragen wollen wir uns nun eingehend beschäftigen.

Es gibt Ärzte und Psychologen, Heilpraktiker und Coaches. Therapeuten, die ihr Wissen über die Krankheiten vor allem aus Büchern haben und ehemalige Betroffene, die eigene Erfahrungen gemacht haben. Manchmal findet man beides in einer Person vereint.

Dann gibt es Verhaltenstherapeuten, tiefenpsychologisch orientierte Therapeuten oder Hypnosetherapeuten sowie Coaches oder Heilpraktiker, die alternative Ansätze in den Vordergrund stellen oder einen Mix aus verschiedenen Schulen anwenden.

Hinweis: Während eine Verhaltenstherapie eher zukunftsorientiert ist, konzentriert sich die Tiefenpsychologie (die eine Weiterentwicklung der von Sigmund Freud entwickelten Psychoanalyse ist) eher auf die Vergangenheit und versucht, die Ursachen für eine Angststörung zu ergründen. In der Verhaltenstherapie geht es hingegen eher um Aufgaben, die sich mit einer Veränderung des Verhaltens, aber auch der Gedanken befasst. Auch eine Konfrontationstherapie wird bei der Behandlung einer Angststörung oft als Mittel eingesetzt. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie inklusive meiner eigenen Erfahrungen bekommt Ihr hier.

Viele verschiedene Ausbildungen, unterschiedliche Ansätze und Titel, welche der Therapeut inne hat – wie soll man da den Überblick behalten und wissen, wofür man sich entscheiden soll?

Psychologischer Psychotherapeut, Arzt, Heilpraktiker oder Coach

Kümmern wir uns zunächst um die Experten der „alten Schule“ ohne das irgendwie abwertend zu meinen. Wenn man eine Psychotherapie macht, geht man meist zu jemandem, der das Ganze studiert hat: Einen Arzt oder einen Psychologen.

Ärzte, die sich mit psychischen Erkrankungen befassen, haben Medizin studiert. Ärzte sind oftmals Psychiater, die sich auf den Bereich “Psychiatrie” spezialisiert haben. Diese beschäftigen sich vor allem mit sehr schweren psychischen Krankheiten, bei denen in der Regel eine medikamentöse Behandlung notwendig ist. Es gibt aber auch ärztliche Psychotherapeuten, die eine Weiterbildung im Bereich der Psychotherapie haben.

Außerdem gibt es psychologische Psychotherapeuten. Diese Berufsgruppe hat Psychologie studiert, womit sie erst einmal „Diplom-Psychologen sind“. Erst nach einer mehrjährigen Weiterbildung dürfen sie sich „psychologische Psychotherapeuten“ nennen.

Während Ärzte mit einem psychotherapeutischen Hintergrund meist tiefenpsychologisch ausgerichtet sind, findet man unter den psychologischen Psychotherapeuten meist Verhaltenstherapeuten.

Daneben gibt es noch andere Psychotherapeuten, wie beispielsweise die Gruppe der Heilpraktiker mit einer psychotherapeutischen Ausbildung oder Coaches, die oftmals aufgrund eigener Erfahrungen versuchen zu helfen.

Welche Berufsgruppe ist die Beste?

Wie nicht anders zu erwarten, kann man diese Frage nicht pauschal beantworten. Bei bestimmten (schweren) Erkrankungen ist sicherlich ein Psychiater vorzuziehen, bei anderen wie einer Angststörung hingegen kann ein Psychotherapeut oft besser helfen.

Ich habe mittlerweile alle Berufsgruppen kennen lernen dürfen. Meine ambulante Verhaltenstherapeutin war psychologische Psychotherapeutin.

Im Zuge meiner Hypochondrie habe ich auch einen Neurologen kennen lernen dürfen, der gleichzeitig Psychiater war. Als sich trotz diverser Beschwerden nichts finden ließ, bot er mir Medikamente an: “Bei ihnen scheint es die Angst vor der Angst zu sein.” Ich lehnte dankend ab.

Der Chefarzt in der psychosomatischen Klinik, in der ich war, war Psychiater und Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Dieser hat mir mit seiner direkten Art enorm geholfen.

Außerdem kenne ich persönlich Heilpraktiker, die einen guten Job machen und auch den einen oder anderen Coach, die zwar keine Therapie anbieten, deren Life-Coaching aber in eine ähnliche Richtung geht.

Muss man studiert haben, um anderen helfen zu können?

Es gibt zwei Arten von Experten im Bereich der Angststörung: Diejenigen, die sich ihr Wissen durch ein Studium, oft verbunden mit einer zusätzlichen Ausbildung erworben haben und diejenigen, die selbst an einer Angststörung gelitten haben und aus eigener Erfahrung wissen, wie man sich fühlt.

Ich höre immer wieder, dass diejenigen ohne eigene Erfahrung Betroffenen nicht wirklich helfen könnten, da sie weder wissen, was die Patienten durchmachen, noch die von ihnen empfohlenen Techniken jemals selbst angewendet haben.

Ich persönlich finde, dass es hilfreich sein kann, von jemandem zu lernen, der aus eigener Erfahrung weiß, wovon er spricht und ich weiß, dass das vielen wichtig ist, um sich zu öffnen und die Ratschläge anzunehmen. Auf der anderen Seite ist das Wissen derjenigen, die das studiert haben, meist wesentlich breiter gefächert, wodurch sie eher in der Lage sind, andere psychische Probleme zu erkennen.

Gute Therapeuten können auch helfen, ohne dass sie die Erfahrungen selbst machen müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Ärzte und Psychologen in der Regel mit der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen können, was Heilpraktikern und Coaches meist verwehrt bleibt.

Ich bin der Ansicht, dass man nicht Psychologie studiert haben muss, um helfen zu können, es ist jedoch gewiss kein Nachteil. Manchmal findet man übrigens sogar Psychologen und Mediziner, die selbst eine Angststörung haben durchmachen müssen.

Wie finde ich einen guten Psychotherapeuten?

Den Titel, den der Therapeut trägt, sagt wenig darüber aus, ob er gut oder ein schwarzes Schaf seiner Zunft ist. Vielleicht hat man Glück und bekommt persönliche Empfehlungen. Ansonsten kann es hilfreich sein, sich die Webseite des Therapeuten anzuschauen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.

Letztlich kommt man jedoch nicht um einen Praxistest herum. Werden die Kosten privat getragen, so kann man in der Regel von Mal zu Mal entscheiden, ob man die Therapie fortführt. Rechnet der Therapeut jedoch mit der Krankenkasse ab, so beantragt er bei der Kasse die Übernahme der gesamten Therapie. Jedem Patienten stehen zuvor bis zu vier sogenannte „probatorische Sitzungen“ zu. Anschließend kann der Patient immer noch entscheiden, ob er die Therapie bei diesem Therapeuten fortführen möchte oder lieber zu einem Kollegen wechseln möchte. Bei einem Wechsel können diese probatorischen Sitzungen erneut in Anspruch genommen werden.

Folgende Kriterien sollte man heranziehen, um zu entscheiden, ob der Therapeut einem helfen kann oder man sich lieber auf die Suche nach einem anderen Psychotherapeuten begibt:

Die Chemie muss stimmen, aber nicht nur

Diese „Kennenlernphase“ sollte man nutzen, um herauszufinden, ob der Therapeut einem helfen kann oder nicht. Dabei ist entscheidend, dass die Chemie stimmt. Sich jemandem gegenüber zu öffnen, den man nicht leiden kann, ist ein auswegloses Unterfangen.

Weiterhin ist es wichtig, dass man den Therapeuten versteht. Zudem sollte klar werden, was das Ziel der Therapie ist und wie genau der Therapeut dieses Ziel erreichen möchte.

Es ist von großer Bedeutung, dass man sich wohl fühlt. Das bedeutet jedoch nicht, dass man nur nett miteinander plaudern kann. Ein guter Therapeut zeigt zwar Verständnis, aber er fordert auch und manchmal fordert er Dich heraus, wenn es angemessen ist.

Manche Patienten neigen dazu, schnell einen Schlussstrich zu ziehen, wenn es ans Eingemachte geht und der Therapeut unangenehme Fragen stellt. Das aber ist notwendig und gehört zur Therapie. Eine Therapie ist kein nettes Plauderstündchen.

Eigenschaften eines guten Therapeuten

Ein guter Therapeut sollte…

  • Dir das Gefühl vermitteln, in guten Händen zu sein
  • ein Vertrauensverhältnis zu Dir aufbauen können
  • Dich verstehen und Du solltest andersherum auch ihn verstehen
  • sollte regelmäßig Termine anbieten
  • Dich ermutigen, aber auch fordern
  • Und letztlich solltest Du mit der Zeit natürlich Fortschritte sehen.

Auch eine Psychotherapie ist letztlich eine Hilfe zur Selbsthilfe. Sich auf die Coach zu setzen und den Therapeuten machen zu lassen, reicht bei weitem nicht aus. Auch wenn die Person des Psychotherapeuten mitentscheidend für den Erfolg einer Psychotherapie ist – auch Du selbst bist gefragt.

Warum eine Therapie manchmal nichts bringt und wie Du dafür sorgen kannst, dass eine Psychotherapie zum Erfolg wird, erfährst Du hier.


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Psychotherapie


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