Februar 4

Karneval: Segen oder Fluch bei Angst und Panikattacken?

Jetzt geht sie wieder los: Die fünfte Jahreszeit, besser bekannt als Karneval oder Fasching. Für Menschen, die Angstzustände und Panikattacken haben, ist diese Zeit alles andere als angenehm, wenn man denn überhaupt mitfeiert. Denn leider neigen wir Menschen dazu, Situationen zu vermeiden, die uns Angst machen.

Vor allem, wenn man an Agoraphobie leidet, hat man mit Situationen zu kämpfen, aus denen man nicht schnell genug flüchten kann und die gibt es im Karneval zuhauf. Warum Karneval eine hervorragende Möglichkeit bietet, sich Deiner Angst zu stellen und was Du tun solltest, selbst wenn Du kein Karneval feierst, das erfährst Du in diesem Artikel.

Karneval machte mir Angst

Ich lebe im Rheinland, ganz in der Nähe der Karnevalshochburgen Düsseldorf und Köln. Auch wenn Karneval nicht jedermanns Sache sein mag, so habe ich es meist gerne gefeiert. Das sah anders aus, als mich meine Angststörung im Griff hatte.

Damals ging es an Weiberfastnacht morgens mit dem Zug nach Köln. Eine knappe Stunde Zugfahrt in einem vollkommen überfüllten Zug. Die Menschen sangen, feierten und tranken. Und ich mit meinen Panikattacken mittendrin.

Schon tagelang bevor es losgehen sollte, verspürte ich eine ansteigende Unruhe. Am Morgen als es losging, ging es mir richtig schlecht. Ich fühlte mich als sei ich krank. „Ich glaube ich habe Fieber. Keine gute Idee heute nach Köln zu fahren.“

Und trotzdem bin ich gefahren. Ich habe tatsächlich trotz Angst und Panikattacken nur selten etwas vermieden. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich mich ansonsten immer weiter einschränken würde.

Hilft Alkohol bei Panikattacken?

Die Zugfahrt war die Hölle und in Köln angekommen war es zunächst nicht anders. Menschenmassen ohne Ende, relativ weit weg von zu Hause. Kein Wunder, dass sich eine Panikattacke an die nächste reihte.

Aber ich habe durchgehalten, irgendwann war es richtig schön, was teilweise auch dem steigenden Alkoholpegel zu verdanken war. Alkohol entspannt und birgt gerade deshalb eine Gefahr. Es ist gar nicht so selten, dass Menschen, die Angstzustände und Panikattacken haben, regelmäßig zur Flasche greifen. So gelangt man vom Regen in die Traufe und dieser Gefahr solltest Du Dir bewusst sein.

Den Zusammenhang von Alkohol und Panikattacken besprechen wir hier.

Mir hat das jedoch auch gezeigt, dass eine Angststörung tatsächlich ursächlich für meine Symptome waren. Beschwerden einer organischen Erkrankung würden sicherlich nicht verschwinden, wenn man etwas getrunken hat. Ich habe das bereits in „Exfreundin Angst“ ausführlich am Beispiel eines WM-Spiels beschrieben.

Warum Du Dich Deiner Angst stellen solltest…

Ich rate Dir dringend, Dich nicht durch Deine Angst davon abhalten zu lassen, Karneval zu feiern und das gilt auch für alle anderen Situationen, die Du fürchtest. Ansonsten schränkst Du Deinen Bewegungsradius immer weiter ein.

Ja, es ist gut möglich, dass Du Panikattacken bekommst, wenn Du Dich diesen Situationen stellst, aber Du wirst die Erfahrung machen, dass Du es überlebst und Dir nichts geschieht.

Als ich damals an Altweiber aus Köln wieder zu Hause war, hat mir dies einmal mehr gezeigt, dass mir nichts passiert ist. Trotz anfänglicher Angst und gleich mehreren Panikattacken habe ich das Ganze durchgestanden.

Und mit der Zeit habe ich auch gelernt, dass ich stolz auf mich sein konnte, wenn ich diese Situationen durchstand, denn ich habe viel Mut bewiesen.

Und das solltest Du auch: Höre auf, Dich für Deine Panikattacken zu schämen. Du bist mutig, wenn Du Dich Deiner Angst stellst. Man kann überhaupt nur dann mutig sein, wenn man Angst hat.

Karneval oder Fasching musste hier nur als Beispiel für viele andere Situationen herhalten, in denen mich Angstzustände plagten. Arbeit, Reisen, Busfahrten, Autofahrten, Kinobesuche…immer war die Angst mit dabei und das habe ich natürlich auch ohne Alkohol irgendwie bewältigt.

Selbst wenn die Konfrontation mit der Angst meiner Erfahrung nach nicht die alleinige Lösung aus einer Angststörung ist, so halte ich es dennoch für wichtig sich seinen Ängsten zu stellen. Um den Bewegungsradius nicht zu sehr einzuschränken, aber vor allem für Dein Selbstwertgefühl.

Wenn Du Situationen nur aus Angst vermeidest, dann nagt das an Deinem Selbstwertgefühl. Und ein mangelndes Selbstwertgefühl ist ein Faktor, der das Auftreten einer Angststörung begünstigt und aufrechterhält.

Wenn Du also eigentlich gerne Karneval feierst, dann lasse Dich nicht durch die Angst davon abhalten. Lasse nicht zu, dass Dich die Angst in die Kniee zwingt. Höre auf, Dich selbst zu belügen, indem Du Ausreden dafür erfindest, weshalb Du dieses oder jenes nicht machen kannst oder tun solltest. Es ist die Angst, die Dich davon abhält und Du hast den Mut in Dir, um Dich dieser Angst zu stellen.

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Helau, Alaaf und alles Gute!


Tags

Agoraphobie, Angst, Angststörung, Angstzustände, Panikattacken


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  1. Ein guter Artikel, finde ich. Agoraphobie ist eine Krankheit, die den Betroffene sehr einschränken kann. Zum Glück kann man Angststörungen gut behandeln, es ist nie falsch einen Psychologen um Rat zu bitten. Angststörungen sind nicht selten und können oftmals auch prima ohne Medikamente behandelt werden.
    Ich selbst habe unheimlich Angst davor zu fliegen, tue es aber trotzdem. Es wird mit der Zeit erträglicher…So ist es meistens.
    Sicherlich spielt auch Selbstkontrolle hier eine Rolle.
    Beste Grüße,
    Diana

  2. Was den Alkohol angeht so sollte festgehalten werden, dass dieser oft Panik und Angstattacken auslöst, nämlich dann wenn die Wirkung nachlässt. In der Regel hat man dann erst richtig die kacke am dampfen. Als Angstpatient sollte man Alkohol daher am besten komplett meiden. Das haben mir meine beiden Therapeuten gesagt. Ich hätte es aber auch von selbst auch gelassen, denn nach einer Party mit Alkohol wurde meine Angststörung immer wieder richtig angefeuert.

  3. Hallo Sebastian,danke für deinen Artikel.
    Ich war am letzten Donnerstag zum Altweiber,was was ich immer von Herzen gerne gefeiert habe und auf das ich mich immer schon tierisch monate vorher gefreut habe. Aber ich merkte jetzt eine Woche vorher,ich war total unruhig hatte Magenschmerzen sowie Du das in deinem Artikel beschrieben hast.An dem Tag bin ich also mit meiner Freundin los. Ich merkte das unwohl sein,ich habe dann ein Alster getrunken aber dieses ungute Gefühl blieb. Ich muß dazu sagen ich bin Krankenschwester und habe auf dem Gelände des Krankenhauses gefeiert,also zu 90 % alles Ärzte und Krankenschwestern auf dieser Fete. Was mir aber trotzallem keine Gedankliche Beruhigung brachte,weil ich ja sowie so keinem vertraue ausser mir und ich mir denke Betrunke Ärzte können mir im Ernstfall noch weniger helfen. Ja aufjedenfall habe ich mir dann gedacht. Ich gehe jetzt zur Theke hole mir ein richtiges Pils (bitte denkt nicht ich bin Alkoholiker,trinke sonst nie aber an Altweiber gehört das für mich dazu). Ich stand an der Theke habe die 21 Sek.Regel aus dem Buch „Weg mit der Panik“(danke nochmal für den Tipp)gemacht und es nix passiert und dann habe gefeiert was der Karneval hergibt und soll ich Euch sagen ich hatte nix mehr, MIR GING ES GUT!!!!

    Ich lese dein Buch momentan zum zweiten mal weil als ich es vor ein paar Monaten gekauft habe in der Phase war mir erstmal klar werden mußte das ich unter Panikattacken und einer Angststörung leide. Nicht zu vergessen meine Hypochondrie die mich aber schon viele Jahre begleitet(habe mir dafür wirklich den besten Beruf ausgesucht,lach.,Bin aber im Moment dabei mein Berufsleben neu zu ordnen,weil ich denke auf Dauer ist der Beruf der Krankenschwester nichts für mein Seelenleben,ich habe in den über 20 Jahren schon viel zuviel gesehen.Man nimmt zuviel mit auch wenn man sagt man tut es nicht,aber ist trotzdem in´deinem Kopf verankert.So jetzt will ich aber mal zum Abschluß kommen,wollte garnet soviel schreiben.
    Eins noch vielen,vielen Dank für dein Buch und auch für deine wirklich Hilfreichen Tipps.Ganz viele Liebe Grüße und für die die den Karneval feiern einen schönen Karneval(geht raus und feiert)!!!!Andrea

  4. Vielen Dank für diesen Artikel. Ich mache mich schon seit Wochen verrückt, weil ich zugesagt habe, mit Freunden zum Rosenmontagszug zu gehen. Ich wollte absagen, weil ich so große Angst vor den Panikattacken habe, die bestimmt kommen. Aber ich werde es durchziehen und zwar ohne Alkohol, weil ich Antidepressiva nehme. Danke.

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