Februar 18

Hochsensibilität und Angststörung

Bist Du auch so sensibel?

Wenn man an einer einer Angststörung leidet, ist die extreme Sensibilität der Betroffenen ein großes Problem. Zwei Zutaten sind notwendig, um den Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Angststörung herzustellen. Ich verrate Dir, welche das sind.

Was Du gegen diese Hochsensibilität tun kannst und warum Dir dieses Wissen auf Deinem Weg aus der Angststörung hilft – das erfährst Du in diesem Artikel.

Was heißt Sensibilität eigentlich?

Sensibilität bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch soviel wie Feinfühligkeit/Empfindlichkeit, in der Neurophysiologie meint es das Fühlen an sich. In diesem Artikel benutzen wir den Begriff im Sinne von Feinfühligkeit/Empfindlichkeit.

Sensibilität – positiv oder negativ?

Ist es jetzt positiv, wenn man sensibel ist oder eher hinderlich?

Es kann allerhand Vorteile mit sich bringen, feine Antennen zu haben. So sind sensible Menschen in der Lage, sich in andere einzufühlen, sind offener für bestimmte Schwingungen innerhalb einer Kommunikation und nehmen einfach mehr wahr. Darum sind feinfühlige Menschen geschätzte Gesprächspartner.

Auf der anderen Seite kann einem eine übermäßige Sensibilität auch zu schaffen machen. Man spricht hier auch von Hypersensibilität, Überempfindlichkeit oder Hochsensibilität.

Ausgeprägte Sensibilität kann in bestimmten Situationen als Stärke betrachtet werden, in anderen Fällen ist kann diese Hochsensibilität durchaus belastend sein.

Bei einer Angststörung spielt diese Überempfindlichkeit oft eine besondere Rolle.

War etwas „anders“, bekam ich Angst

Ich war immer schon sehr sensibel. Als Mann habe ich das viele Jahre lang nicht wahrhaben wollen. Schließlich ist diese Eigenschaft in unserer Gesellschaft erst einmal nicht besonders hoch angesehen.

Wer will schon als Mimose oder Sensibelchen gelten?

Während der dreijährigen Phase meiner Angststörung (ich hatte einen Mix aus Panikstörung, Hypochondrie und generalisierter Angststörung) wurde diese Sensibilität zur Belastung.

Ich nahm jede Veränderung sofort wahr. Dabei spielte es keine Rolle, ob es äußere Reize waren oder innerliche (körperliche) Veränderungen – sobald etwas irgendwie anders war, erschreckte ich mich, bekam erst einmal Angst, verspannte und verkrampfte mich.

Viele Menschen mit einer Angststörung berichten von extremer Gereiztheit. Menschen, die sich im Zug lautstark unterhalten, nerven plötzlich enorm. Dabei sind es oftmals plötzlich auftretende Veränderungen, die als störend und beängstigend empfunden werden.

Dabei vkönnen erschiedene Sinneswahrnehmungen betroffen sein: Veränderung der Lautstärke (hören), schnelle Gegenstände im Sichtfeld wie z.B. das Vorbeifliegen der Landschaft oder anderer Autos beim Autofahren(sehen), plötzlich auftretende Gerüche (riechen). Schmecken und Tasten können ebenfalls betroffen sein.

Vor allem, wenn man Angst vor Krankheiten hat, ist man auf die eigenen körperlichen Veränderungen fixiert. Man bemerkt jedes Blubbern, jedes Kribbeln, jede Rhythmusänderung des Herzschlags. Menschen, die da weniger sensibel sind, bemerken so etwas oft gar nicht.

Menschen mit einerAngststörung sind extrem aufmerksam

Angst geht immer mit erhöhter Aufmerksamkeit einher (siehe Wikipedia). Wenn man Angst hat, sind die Nerven zum Zerreißen gespannt. Wenn man dann ständig so eine Grundangst hat, so wie ich damals, dann achtet man ständig auf irgendwelche Veränderungen.

Die erhöhte Aufmerksamkeit macht Sinn, wenn man sich in einer wirklich gefährlichen Situation befindet.

Da Angstzustände und Panikattacken jedoch nicht in tatsächlich gefährlichen Situationen auftreten, ist das Ganze doch eher hinderlich und nicht mehr als sinnvoll zu bezeichnen.

Hinweis: Ich habe meine sensible Seite lange Zeit verleugnet. Schließlich war das für mich nicht nur unmännlich – ich habe diesen vermeintlich schwachen Teil meiner Persönlichkeit auch verantwortlich für meine Angststörung gemacht. Ich habe lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass dieser Teil eben auch zu mir gehört und dass das nichts mit Schwäche zu tun hat. Wenn Du mehr wissen willst – ich habe diesem Thema 2 Kapitel in meinem Buch gewidmet.

Eine weitere Zutat ist entscheidend, damit man Angst bekommt…

Neben der gesteigerten Wahrnehmung plötzlich auftretender Veränderungen ist eine weitere Zutat entscheidend, um Angstzustände und Panikattacken auszulösen: Dass wir diese Veränderungen als gefährlich interpretieren.

Erst die Kombination aus Wahrnehmung und Interpretation stellt den Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Angststörung her.

Ein plötzlich auftretendes lautes Geräusch, ein Geruch oder eine plötzlich auftretende körperliche Veränderung ist ja allein für sich erst einmal kein Grund zur Beunruhigung. Wenn man an einer Angststörung leidet, erschreckt man jedoch oft sofort, verspannt und versteift sich und denkt „Mist, was ist denn das? Etwas Gefährliches?!“ Man reagiert mit Angst.

Was kann man gegen diese Hochsensibilität tun?

Ob man Sensibel ist oder eben nicht – daran ist nichts zu rütteln. Es bleibt uns nur übrig, dies als Tatsache zu akzeptieren. Dabei hilft uns die Erkenntnis, dass Feinfühligkeit oftmals eine wunderbare, sehr geschätzte Eigenschaft ist, die vor allem im Kontakt mit unseren Mitmenschen eine echte Stärke darstellt.

Hochsensibilität keine Krankheit. Die Frage ist also nicht, wie wir diese Sensibilität „wegmachen“ können.

Wir können aber lernen, wie wir so mit der Sensibilität umgehen, dass uns diese auch in anderen (nicht ganz so erwünschten Situationen) nicht mehr so belastet.

Desensibilisierung der Betroffenen

Wenn Du Heuschnupfen hast, kennst Du vielleicht die „Desensibilisierung“ aus diesem Zusammenhang. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe (in diesem Fall auf Pollen) mit einer Abwehrreaktion. Diese Reaktion verursacht die Beschwerden, nicht die Pollen an sich.

Hier verhält es sich im Grunde ähnlich. Plötzliche Veränderungen sind erst einmal nichts Gefährliches, sie sind halt da, vollkommen wertfrei. Unsere Reaktion darauf ist es, die zu Problemen führt.

Bei Heuschnupfen hat es sich bewährt, den Allergiker regelmäßig mit dem zu konfrontieren, wogegen er überempfindlich ist. Man bekommt die allergieauslösende Substanz in regelmäßigen Abständen verabreicht.

Und das lässt sich teilweise auch auf die Angststörung übertragen. Wenn man sich den Reizen, auf die man mit Angst reagiert, immer wieder gezielt aussetzt, gewöhnt man sich mit der Zeit daran.

Tipp für Draufgänger: Besuche einen Vergnügungspark

Der perfekte Ort zur Desensibilisierung, wenn man dazu neigt, bei plötzlich auftretenden äußeren Veränderungen (z.B. Lärm, schnelle Abfolge von verschiedenen Bildern, Menschenmengen, verschiedene Gerüchte etc.)

Wie wäre es mit einer Achterbahnfahrt? Es rappelt laut, die Menschen kreischen, rasend schnelle Geschwindigkeit, vielleicht sogar Loopings. Oder einer Fahrt in einer Geisterbahn?

Der Vergnügungspark ist der absolute Horror für jeden unter Agoraphobie Leidenden und auch Menschen, die an anderen Formen einer Angststörung leiden und ich muss zugeben, dass dies schon eher einer Schocktherapie gleicht, als einer Desensibilisierung.

Nur, wenn du es dir wirklich zutraust, kannst Du das gerne einmal ausprobieren. Für die meisten Menschen mit einer Angststörung ist das nicht der richtige Weg.

Gehe äußeren Reizen nicht aus dem Weg

Der Vergnügungspark ist für die meisten von Euch sicherlich nicht das Richtige.

Und bei der Desensibilisierung sind eher kleinere Dosierungen gefragt. Setze Dich also gezielt bestimmten Reizen aus. Dafür muss man nicht viel mehr tun, als aktiv am Leben teilzunehmen, was für an einer Angststörung leidenden Menschen bereits eine enorme Herausforderung sein kann.

Je mehr Du Dich diesen äußeren Reizen entziehst, desto empfindlicher wirst Du. Dein Ziel sollte es sein, Dich nach und nach wieder an solche Situationen zu gewöhnen.

Vermeide also möglichst keine Situationen, die Dir Angst machen, auch wenn das mitunter sehr schwer fällt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.

Wenn Du auf einer Party eingeladen bist, dann geh hin. Wenn ein Fest in Deiner Stadt ansteht, nimm teil. Verzichte nicht auf den Stadionbesuch, den Flug oder die Bahnfahrt.

Wenn das eine oder andere für Dich derzeit noch nicht möglich ist, dann starte mit Situationen, vor denen Du Dich zwar fürchtest, die Angst aber noch beherrschbar ist.

Wichtig ist, dass Du Dich wieder an die Turbulenzen des Lebens gewöhnst. Wie bei der Desensibilisierung bei einer Allergie.

Den Automatismus unterbrechen

Und wir haben gesehen, dass Du nicht allein deshalb Angst bekommst, weil Du äußere und körperliche Veränderungen schnell wahrnimmst, sondern diese zusätzlich als gefährlich deutest.

Das geschieht sehr schnell und automatisch. Veränderung (Reiz) -> „gefährlich“ – > Angst.

Menschen, die bezüglich körperlicher Veränderungen sehr sensibilisiert sind, nehmen jede Regung ihres Körpers sofort wahr. Jedes Blubbern, Zittern, Zucken, Stechen, Herzstolpern – alles, was irgendwie anders ist, wird wahrgenommen und als nicht normal interpretiert.

Gegen die Wahrnehmung des Ganzen kannst Du nicht viel tun. Du kannst Dir aber klarmachen, dass es normal ist, dass nicht immer alles in Deinem Körper statisch abläuft. Du bist schließlich ein Lebewesen und keine Maschine.

Auch wenn Du im ersten Moment noch erschrecken magst, so kann Du Dir anschließend sagen: „Alles ist gut. Das ist normal. Ich lebe“. Auf diese Weise kannst Du der aufkommenden Angst entgegensteuern und mit der Zeit diesen unbewussten, automatisierten Ablauf: Veränderung (Reiz) -> „gefährlich“ – >Angst unterbrechen.

Sensibilität kann eine Stärke sein

Hochsensibilität ist keine Krankheit.

Sie ist ein Teil deiner Persönlichkeit – mal anstrengend, mal eine große Stärke. Entscheidend ist nicht, dass du sensibel bist, sondern wie du damit umgehst.

Der Schlüssel liegt im Umgang.

Wenn du lernst, deine Sensibilität nicht als Gefahr, sondern als neutrale Eigenschaft zu sehen, verliert sie ihren Schrecken. Körperliche Veränderungen, Geräusche, Gerüche – sie sind meist völlig harmlos und einfach Teil des Lebens.

Desensibilisierung hilft.

Indem du dich schrittweise wieder an Reize gewöhnst, baust du Belastbarkeit auf. Mit der Zeit merkst du: Dein Körper und deine Umgebung spielen nicht verrückt – das sind ganz normale Schwankungen.

Das Ziel:

Nicht die Sensibilität „abstellen“ – sondern den Automatismus „Reiz → Gefahr → Angst“ durchbrechen. So wird deine Feinfühligkeit nicht länger zur Last, sondern kann sogar zu deiner Stärke werden.

Was meinst Du dazu? Bemerkst Du diese Hypersensibilität auch bei Dir? Kennst Du diese gesteigerte Wahrnehmung und Angst und Panik als Reaktion auf plötzlich auftretende Veränderungen?

Nutze die Kommentarfunktion, und lasse uns wissen, wie sich die Angststörung bei Dir bemerkbar macht.


Tags

Agoraphobie, Angst, Angst vor Krankheiten, Angststörung, Generalisierte Angststörung, Hochsensibilität, Hypochondrie, Panikstörung


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  • Ich möchte draußen am leben wieder teilnehmen und jedesmal wenn ich das tue , dann sticht es plötzlich aus dem nichts in meinem Herz und die Angst steigt hoch . Dann drückt die Brust und die Arme tun weh .

  • Ich habe seit fast 30 Jahren eine Angsterkrankung und gelernt, damit ein für mich zufriedenes Leben zu leben. Durch Verhaltenstherapie, Klinik etc. habe ich im Laufe der Jahre viele hilfreiche Werkzeuge in die Hand bekommen. Ich kenne durch meine Geschichte auch viele andere langjährige Angsterkrankte. Was uns vereint, ist, dass die Angst immer ein Thema geblieben ist. Und dass wir gelernt haben (und noch lernen) sie zu akzeptieren, aber auch nicht mehr so wichtig zu nehmen. Die Neigung zur übertriebenen Angst gehört ein Stück weit zu mir. Vielleicht anders, wenn man sehr schnell in Therapie geht. Mein Hirn ist darin aber über die vielen Jahre einfach sehr geübt.

    Ich bin noch dabei, einen Weg zu finden, mich nicht ständig mit starken Stresssituationen zu überfordern (muss mich doch konfrontieren, muss mich doch abhärten, muss doch wieder funktionieren wie die anderen-Ergebnis dieser Strenge war eine burnout-Erkrankung), aber auch nicht in andauernden Vermeidungsverhalten zu versinken (dann wird das Leben immer enger und freudloser). Was mir sehr geholfen hat: Progressive Muskelentspannung, Spaziergänge, Rad fahren, immer wieder kleinere Konfrontationen wie Geburtstagsfeiern, Stadtbummel, auch mal Feste und Konzerte. Dann aber auch Zeit für Ruhe und Erholung danach einplanen. Manches tue ich mir aber auch nicht mehr an, wenn es nicht sehr wichtig für mich ist. Auch eine eigene Spiritualität zu finden und mich mit dem Thema Tod auseinandersetzen, hat z.B. bei der Hypochondrie ein Stück weit geholfen. Wünsche allen einen guten Weg, ob mit oder ohne Angst.

  • Mit Verlaub, aber ich kann diese Konfrontationstipps langsam nicht mehr hören.

    Fakt ist: Wenn man nicht schon im Vorfeld einer (dann tunlichst auch langsamen) Reizkonfrontation ausreichend stabilisiert wurde, führt die Konfrontation zu einer Reizüberlastung und damit unweigerlich zu einer Verstärkung der Problematik!

    Insofern ist dein Tipp als geradezu gefährlich einzustufen.

    Du solltest deshalb besser beschreiben, wie man sich ausreichend restabilisiert, damit man sich dann Schritt für Schritt wieder an starke Reize gewöhnen kann.

    • Hallo Bettina,
      ich kann dich in deiner Argumentation nur voll unterstützen!
      Ich halte es auch für gefährlich derartige Ratschläge in die Welt zu setzen. Jeder Mensch reagiert doch anders, da gibt es kein Schema F — Jeder muss da einzeln (vor seinem Hintergrund) betrachtet werden.

      Als ich in dem Beitrag von Herrn Kraemer gelesen habe, ich müsste mich immer wieder mit Angstsituationen „konfrontieren“, kam in mir sofort eine starke Angst hoch mit regelrechter Übelkeit. Allein der Gedanke an Konfrontation mit stark angstauslösenden Situationen ließ meinen Herzschlag sofort sehr unangenehm schnell werden, auch Druck und Engegefühl im Brustkorb und im Hals.
      Mein erster Gedanke war nämlich: „Das kann ich nicht, das überfordert mich komplett!“
      Der zweite Gedanke: „Wenn du das so nicht machst, versagst du wieder. Der weiß sicher wovon er spricht. Andere schaffen das doch auch. Was bist du nur für ein Waschlappen!“
      Selbstzweifel über Selbstzweifel.

      Meine Angst- und Panikzustände sind seit meiner Kindheit immer noch derart kraftraubend im Kopf und im Körper (trotz Therapien und Psychoanalyse), dass ich ganz einfach nicht mehr in der Lage bin und deshalb auch nicht mehr sein will, mich bewusst größeren, angstauslösenden Situationen auszusetzen – weil ich weiß, wie unendlich viel Kraft, Angst und Panik mich das wieder kosten wird und wie das dann für mich endet: im Zusammenbruch.
      Diese für mich äußerst schwer zu ertragenden Situationen, werden immer wieder in meinem Leben auftreten, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich werde mich da keinesfalls bewusst hineinstürzen. Zudem gibt es ja auch immer noch genügend, für mich angstauslösende Situationen, die ich einfach bewältigen muss und auch kann, weil bestimmte Dinge einfach erledigt werden müssen.
      Mit der Zeit habe ich einiges gelernt um mich vor bestimmten Triggern zu schützen — trotzdem habe ich auf die ersten Reaktionen keinen Einfluss, die passieren bei mir automatisiert.
      Deshalb bin ich überzeugt, dass man bei diesem sensiblen Thema nicht alle über einen Kamm scheren darf.

      Zu dem nebulösen Kommentar von Herrn Kraemer auf deinen Beitrag, möchte ich mir doch eine Stellungnahme sparen. Macht mir zu viel Stress und hilft wenig.
      Danke für deinen hilfreichen Kommentar.
      Liebe Grüße
      Anna

    • Liebe Anna,

      danke dir für deinen sehr persönlichen Kommentar, der mich zum Nachdenken gebracht hat! Man spürt, wie tief dieses Thema bei dir sitzt. Daraufhin habe ich meinen „nebulösen“ Kommentar an Bettina überarbeitet, aber ich sehe Konfrontation nach wie vor nicht als „gefährlich“ an.

      Ich gebe dir recht: Pauschale „Konfrontationstipps“ können im Einzelfall überfordernd wirken. Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte, Belastbarkeit und Geschwindigkeit mit. Es gibt hier kein Schema F – das gibt es in der Psychologie nie.

      Und gleichzeitig möchte ich ergänzen: Konfrontation an sich ist nicht das Problem – sondern die Art und Weise, wie sie umgesetzt wird. Wenn man sich kleine Schritte vornimmt, kann eine (sanfte) Exposition sehr hilfreich sein. Aber niemand muss „ins kalte Wasser springen“ oder sich mit Gewalt zu etwas zwingen, wozu die Kraft gerade fehlt. Das hätte ich deutlicher formulieren können.

      Was du beschreibst – dass die ersten Reaktionen automatisiert ablaufen und sich kaum kontrollieren lassen, ist normal. Niemand kann verhindern, dass Herzrasen oder Enge im Brustkorb kurz auftauchen. Aber man kann lernen, wie man damit umgeht. Und spannend finde ich auch: Du zeigst ja selbst, dass du manche Situationen trotzdem bewältigst, wenn es einfach sein muss. Das beweist, dass die Fähigkeit grundsätzlich da ist – die Frage ist nur, wie du sie Schritt für Schritt auch außerhalb des „Notfallmodus“ für dich nutzbar machen kannst.

      Auch ohne dich zu kennen, bin ich deshalb relativ sicher, dass du zu mehr in der Lage bist, als du dir momentan zutraust.

      Wie wäre es, wenn du dir ganz kleine Situationen suchst, die nicht völlig überwältigend sind, und dir erlaubst, dort neue Erfahrungen zu sammeln – in deinem Tempo?

      Lieben Gruß

      Sebastian Kraemer

    • Habe ich deiner Meinung nach nicht deutlich genug gemacht, dass man in der Regel in kleinen Dosen starten sollte – ganz wie bei einer Desensibilisierung? Für die meisten Menschen ist es wichtig, klein anzufangen (damit es eben nicht zu einem Gefühl massiver Überforderung führt) und nach und nach die Erfahrung zu machen, dass man in der Lage ist, sich den Ängsten zu stellen. Dennoch halte ich Konfrontation immer noch für einen wichtigen Teil der Angsttherapie?

  • Genau der gleiche Mix wie bei dir: Panik, Hypochondrie und generalisierte Angststörung. Ich versuche, gerade was meinen Körper betrifft, immer mich zu beruhigen. Aber der Gedanke: "Und was, wenn es doch was schlimmes ist?!" lässt mich verzweifeln.

    Ich würde so gern wieder ohne diese scheisse leben.

  • Eigentlich sollten Hochsensible einen Behindertenausweis erhalten, denn sie sind benachteiligt in vielen Lebensbereichen. Bahnhöfe, Busse, U-Bahnen, Flughäfen, Autobahnen, Schiffe sind ein Horror für sie. Kaufhäuser und Supermärkte eine Folter. Nur in der Ruhe eines Waldes geht's ihnen besser. Die Neurologen können ihnen auch nicht helfen, ihre Medikamente führen zu neuen Problemen. Es fehlt ein Nervenblocker. In dieser Welt muss man als Büffel geboren sein.

  • Hallo
    Ich hab seit gut einem Jahr immer wieder mit Schwindel zu kämpfen.
    Hab extreme Angst davor 7nd beobachte mich sehr obwohl ich es nicht will

    • Hi Christa,

      aus der Selbstbeoachtung kommst du nicht durch willentliche Anstrengung heraus (das macht es nur schlimmer), sondern nur dadurch, dass du lernst, deine Angstgefühle zu "externalisieren". Zum Beispiel dadurch, dass du dir sofort, wenn du irgendeine Angst spürst, im Außen ein ein schwarz-weiß Selbstbild von dir vorstellst, dass dich mit deiner Angst zeigt. Und dann zusätzlich deine Aufmerksamkeit auf weitere neutrale Dinge im Außen richtest. Und das solange tust, sprich wiederholst, bis sich deine Angst von ganz allein beruhigt hat. Achte darauf, nicht vorher abzubrechen, weil du sonst keinen Erfolg hast.

      Diese Technik wirkt übrigens dadurch, dass wir Menschen nur eine begrenzte Wahrnehmungskapazität haben. Wenn du nicht nur auf deine Angst im Innen, sondern auch noch auf ein verändertes Selbstbild und zusätzliche neutrale Reize im Außen achtest, verteilst du deine Aufmerksamkeit auf viele Dinge statt nur auf die Angst. Dadurch ist sie nicht mehr so stark in deinem Fokus und deshalb fühlst du sie mit ein wenig Übung auch immer weniger.

      Liebe Grüße
      Betty

  • Ja, das trifft auf mich zu. Bisher habe ich noch keine echte Lösung herausgefunden, aber ich arbeite daran und bin mir dessen (Angst und Hypersensibilität) zumindest schonmal bewusst, was der erste Schritt dazu ist.

  • Guten Abend.
    Also, das mit dem äußeren habe ich nicht. Leide seid 5 Jahre an einer Angst und Panik Störung. Immer wenn ich ein Scherz spüre oder mal ein stich spüren ,Gerate ich in Panik. Oder Kreislauf, sofort Panik. War schon inne tagesklinik. Und versuche jemanden zu finden für eine Gesprächsthrapie . Aber leider noch kein Platz bekommen.
    Bin alleinerziehend und würde gerne wieder mehr mit meinem Kind Unternehmen. Aber die Angst und Panik lässt mich nicht

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